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Warum das Ehrenamt als sachkundiger Einwohner, den Horizont erweitert und Glücksgefühle schafft

Tag Archive: DeinRatzählt

  1. Warum das Ehrenamt als sachkundiger Einwohner, den Horizont erweitert und Glücksgefühle schafft

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    Im Rahmen des Schwerpunkt-Themas “Beiräte für Menschen mit Behinderungen und weitere Interessenvertretungen” ist das DeinRatZählt-Team mit Frank Feles, der sachkundiger Einwohner in den Ausschüssen Klima, Umwelt und Grün der Stadt Köln, sowie stellvertretender sachkundiger Einwohner im Ausschuss Soziales, Seniorinnen und Senioren ist, ins Gespräch gekommen. In diesen Ausschüssen setzt er sich ehrenamtlich für die Belange behinderter Bürger*innen ein. Weitere Beiträge zum Thema Interessenvertretungen finden Sie auf unseren Seiten auf den Plattformen Facebook und Instagram. Wie sachkundige Einwohner*innen gewählt werden können und wie diese Aufgabe rechtlich geregelt ist, erfahren Sie hier.

     

    Warum engagieren Sie sich in der Behindertenpolitik?

    Vor allem aus persönlicher Betroffenheit. Ich selber habe eine Schwerbehinderung und auch einer meiner Söhne hat eine Schwerbehinderung.

     

    Wie sind sie auf die Möglichkeit, sich als sachkundiger Einwohner zu engagieren, aufmerksam geworden?

    Ich hatte schon länger überlegt, mich behindertenpolitisch zu engagieren und auf der Homepage des Behindertenbeauftragten bin ich auf diese Möglichkeit gestoßen. Dort gab es auch Informationen zum Arbeitskreis „barrierefreies Köln“. Dort hat auch mein Engagement begonnen. Das war ein guter Ort, um zu lernen. Später ergab sich dann die Gelegenheit eine Kollegin aus dem Arbeitskreis als sachkundiger Einwohner zu „beerben“.

     

    Wie läuft der Prozess dann ab? Muss man sich bewerben?

    Ja genau. Ich habe mich relativ formlos per E-Mail bei der Stadt beworben. Der nächste Schritt war ein Gespräch mit dem Wahlausschuss. Das ist wohl ganz gut gelaufen, denn ich wurde vorgeschlagen und vom Rat gewählt.

     

    Wie sieht die Tätigkeit in den Ausschüssen genau aus?

    Sachkundige Einwohner*innen haben kein Stimmrecht. Nichtsdestotrotz können wir die Sichtweise der Menschen mit Behinderungen mit einbringen. Wir sind in beratender Funktion tätig, können nachfragen und Anträge stellen. Auch sind wir keine Einzelkämpfer*innen. Die sachkundigen Einwohner*innen der verschiedenen Ausschüsse tauschen sich untereinander aus. Außerdem nehmen wir an den vor- und nachbereitenden Sitzungen der Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik teil. Dadurch sind wir bestens vernetzt und gut über aktuelle Belange und Entwicklungen informiert. So können wir unsere Themen breit streuen. Der Austausch ist hier sehr wichtig, mal eine andere Meinung einholen oder nach Rat fragen. Wir verstehen uns als Team.

     

    Wie wichtig ist die Vernetzung darüber hinaus?

    Sehr wichtig. Da wir den Job ja nicht hauptberuflich machen, sind Kontakte zu anderen Experten sehr hilfreich, wie in meinem Fall z.B. die Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik, der Arbeitskreis „barrierefreies Köln“, das ZsL oder das KSL Köln. So entsteht mit der Zeit ein regelrechtes Geflecht, in das man Informationen und Unterstützung einbringt, aber aus dem man genauso Unterstützung und Expert*innenwissen herausziehen kann.

     

    Wenn man so eine ehrenamtliche Tätigkeit gewissenhaft ausführen will, kostet das immer Zeit und Energie. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

    Ich engagiere mich schon seit meinem 14. Lebensjahr ehrenamtlich. Damals hatte ich noch keine Schwerbehinderung und war im Bereich Jugendarbeit aktiv. Seitdem gehört ehrenamtliches Engagement einfach zu meinem Leben dazu. Ich wollte immer etwas für andere Menschen erreichen, sie unterstützen oder befähigen. Neben meinen persönlichen Zielen war mir der Fortschritt der Gruppe immer wichtig. Das Gefühl gemeinsam etwas zu bewegen, aber auch persönlich seinen Teil dazu beigetragen zu haben. Durch meine eigene Betroffenheit hat sich der Fokus dann auf Menschen mit Behinderungen gerichtet. Zuerst war ich überwiegend mit meiner eigenen Situation beschäftigt. Viele Menschen haben mich in dieser Zeit geholfen und ich wollte das zurückgeben – mein Wissen teilen, mich einsetzen, auf Augenhöhe unterstützen.

     

    Wenn Sie mich mit drei Punkten für eine Tätigkeit als sachkundiger Einwohner überzeugen müsstest, welche wären das?

    Die Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich und bietet viele interessante Themenbereiche. Man kommt mit vielen engagierten Menschen in Kontakt. Das erweitert den Horizont. Und das Glücksgefühl über die großen und kleinen Erfolge. Ein paar Tipps gibt es direkt noch dazu: Keine Angst vor der neuen Aufgabe! Gerade am Anfang ist es wichtig auf Leute zuzugehen, um sich zu vernetzen und von deren Erfahrung zu profitieren. Lassen sie sich nicht abschrecken, denn es ist noch kein*e Meister*in vom Himmel gefallen. Fragen stellen zeugt nicht von Unwissenheit, sondern von Neugier und Engagement. Einfach machen!

     

    Das DeinRatZählt-Team bedankt sich für das Gespräch!

  2. „Wir benötigen eine gesunde Mischung an jüngeren und älteren Menschen, die sich aktiv für Inklusion einsetzen“

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    Dieses Interview erscheint im Rahmen der Kampagne „#DeinRatZaehlt!“ und wurde vom Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben Düsseldorf geführt.

    Petra Nöhre engagiert sich für die Belange von Menschen mit Beeinträchtigungen in Neuss. Sie ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Vertreterin der Menschen mit Behinderung beim Sozialverband VDK, Kreisverband Neuss. Zudem agiert sie als stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kreisgruppe Rhein-Kreis Neuss des Paritätischen.

    Petra Nöhre

    Das KSL Düsseldorf sprach mit ihr über den Runden Tisch zum Thema Inklusion in Neuss, ihren Wunsch einen Behindertenbeirat zu gründen und Themen, die sie aktuell beschäftigen.

    Frau Nöhre, stellen Sie sich bitte einmal vor.

    Ich bin 60 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt mit der Behinderung. Ich war eine der ersten, die in Deutschland die Peer-Counseling-Ausbildung absolviert hat. Das war 1997. Dann habe ich eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin absolviert, um anschließend im ambulant unterstützten Wohnen zu arbeiten. Diese Tätigkeit musste ich aber aus gesundheitlichen Gründen vor zehn Jahren aufgeben. Bereits in den 90er Jahren war ich im Wetteraukreis in Hessen behindertenpolitisch aktiv. Jetzt engagiere ich mich beim VDK in Neuss.

    In welchem Gremium engagieren Sie sich noch für Inklusion?

    Wir haben bei uns in Neuss den sogenannten Runden Tisch. Ich selbst bin bereits seit 15 Jahren Mitglied des Runden Tisches. Etwa 30 Personen gehören dem Runden Tisch an. Wir treffen uns leider nur zwei Mal im Jahr. Dem Runden Tisch gehören unter anderem der Geschäftsführer einer gemeinnützigen Werkstatt und der Geschäftsführer der Lebenshilfe Neuss an. Ich würde mir allerdings wünschen, dass beispielsweise der Sprecher vom Werkstattrat und ein Mitglied des Bewohnerrates zum Runden Tisch gehören, also die Betroffenen selber und nicht die Geschäftsführer. Schade finde ich auch, dass wir keine rechtsbindende Abstimmungsmöglichkeit haben und dass wir Maßnahmen somit nicht beschließen können.

    Gibt es Themen, die der Runde Tisch angeregt hat und die anschließend umgesetzt wurden?

    Das Thema Leichte Sprache wird sehr gut von der Verwaltung aufgenommen. Im Vorfeld der Kommunalwahlen hat die Stadt Neuss eine Broschüre zum Thema Wahlen in Leichter Sprache erstellt. Das fand ich sehr gut. Normalerweise gibt es sogar noch ein Seminar zum Thema Wahlen. Dieses Seminar findet im Ratssaal statt, was mir gut gefällt. Da wird auch erklärt, wie sich die Verwaltung zusammensetzt, was ich sehr hilfreich finde. Da ist die Stadt Neuss dank unseres Bürgermeisters sehr entgegenkommend. Es gibt auch Seminare extra für Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung oder für Menschen, die nicht so fit sind oder psychisch krank. Die Seminare sind Corona-bedingt dieses Jahr leider ausgefallen.

    Einen Behindertenbeirat gibt es bisher ja noch nicht…

    Ich würde mir wünschen, dass ein Behindertenbeirat gegründet wird. Dabei ist es mir besonders wichtig, dass die Mitglieder selbst betroffen sind, also Beeinträchtigungen haben. Ich würde wir wünschen, dass gerade Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung mehr zugetraut wird. Meines Erachtens hat man damit in vielen Gemeinden noch Probleme.

    Zudem würde ich mich auch über mehr Mitstreiter*innen und Aktive freuen, die sich für die Rechte und Belange von Menschen mit Behinderungen einsetzen. Wir haben hier in Neuss einen ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten. Gemeinsam mit einem Beirat könnte er mehr bewirken.

    Wenn es einen Behindertenbeirat geben würde, wäre das Thema Inklusion meiner Meinung nach auch stärker in den Medien vertreten. Das nehme ich zumindest beim Ausländerbeirat und dem Seniorenbeirat so wahr.

    Was sind Themen, die Sie beschäftigen? Was sollte sich ändern für Menschen mit Beeinträchtigungen in Neuss?

    Ein wichtiges Thema ist der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Ich bin sehr für eine autofreie Innenstadt. Autofreie Innenstädte kann man wesentlich barrierefreier gestalten als Innenstädte mit Autos. Ich möchte eine Innenstadt, die nicht von Autos, sondern von Menschen dominiert wird. Und zwar Menschen aller Schattierungen, mit und ohne Behinderung.

    Zudem wünsche ich mir Fahrradverleihe, wo es Räder für Menschen mit Beeinträchtigungen gibt, beispielsweise Dreiräder.

    Ein weiteres Thema, das mir am Herzen liegt, sind barrierefreie Arztpraxen. Ich möchte mir eine Arztpraxis nach Qualität und nicht nach Zugänglichkeit aussuchen.

    Dann würde mir sehr viel daran liegen, dass die inklusive Jugendarbeit weiter ausgebaut wird. Wir haben hier in Neuss nur ein Jugendzentrum, was wirklich Inklusion lebt. Dort gibt es zum Beispiel gemischte Theatergruppen. Wir hoffen, dass sich andere Einrichtungen ein bisschen von dem Jugendzentrum abgucken. So müssten die Jugendlichen nicht immer nach Neuss in die Innenstadt gehen, sondern könnten auch Angebote vor Ort, in den Stadtteilen, wahrnehmen.

    Auch im Sportbereich gibt es ja unheimlich viele Angebote. Aber das Leben besteht nicht nur aus Sport. Dass die Jugend beim Thema Inklusion noch mehr einbezogen wird, das wäre ein Wunsch von mir.

    Ein weiteres Anliegen von mir ist das Thema Digitalisierung. Durch Corona tut sich ja schon viel in dieser Hinsicht. Dennoch sollte die Digitalisierung noch mehr ausgebaut und vor allem auch barrierefrei gestaltet werden. Insbesondere im schulischen Bereich. Es gibt unheimlich tolle Tablets mit vielen nützlichen Funktionen. Aber das Kind mit einer sogenannten geistigen Behinderung steht dann außen vor, weil es dafür keine vernünftige Software gibt. Oder der Schulträger hat das Problem übersehen und für dieses Kind keine geeignete Software angeschafft.

    Was könnte helfen, um neue Aktive zu gewinnen, die sich in Neuss für das Thema Inklusion/für einen Beirat einsetzen?

    Über den Paritätischen sind wir ja gut vernetzt und können da einige Sachen einbringen. Wir benötigen aber auch eine gesunde Mischung an jüngeren und älteren Menschen, die sich aktiv für das Thema Inklusion einsetzen. Diese Leute müssen gegenseitig aufeinander zugehen. Und gemeinsam an einem Ziel arbeiten.

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  3. “Jede Meinung und jede Kompetenz sind wichtig und jeder kann etwas Hilfreiches beitragen”

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    Dieses Interview erscheint im Rahmen der Kampagne „#DeinRatZaehlt!“ und wurde vom Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben Detmold geführt.

    Michael Biesewinkel lebt seit 32 Jahren in seiner Heimatstadt, der Stadt Lübbecke in Nordrhein-Westfalen. Er ist Sozialarbeiter, Diakon und seit seiner Geburt Tetraspastiker. Er hat uns von seinen Erfahrungen als Behindertenbeauftragter und als Vorsitzender des Behindertenbeirats der Stadt Lübbecke berichtet.

    Warum und seit wann engagieren Sie sich persönlich?

    Ich bin seit 2009 kommunalpolitisch aktiv und war einige Jahre ehrenamtlich Behindertenbeauftragter der Stadt Lübbecke. Mittlerweile bin ich Vorsitzender des örtlichen Behindertenbeirats. Ich bin als Frühchen zur Welt gekommen und habe aufgrund eines Sauerstoffmangels eine beinbetonte Tetraspastik. Geistig bin ich komplett fit und habe früh gemerkt, dass wir uns als Menschen mit verschiedensten Einschränkungen in die Gesellschaft einbringen müssen, sollten und können. Gerade dann, wenn wir nicht wollen das wir in Schubladen gesteckt werden und über uns entschieden wird.

    Ich finde zwar, dass die UN-BRK, die Bemühungen der Selbsthilfeorganisationen und mehr ihre Wirkung haben und die selbstverständliche Teilhabe und Partizipation sich in vielen Lebensbereichen verbessert hat, aber je nach regionalen Gegebenheiten ist manchmal noch viel Luft nach oben.

    Nichtsdestotrotz: Ich verdanke dem Einsatz meiner Eltern, dass ich zu einer regulären Grundschule gehen durfte und hätte anschließend auf eine Schule für Körperbehinderte gehen sollen. Dass ich stattdessen das Gymnasium besuchen durfte, mein Abitur gemacht und nach einer Ausbildung studiert habe, ist heute zumindest in größeren Teilbereichen selbstverständlicher möglich als früher. Das ist gut so und muss sich weiterentwickeln.

    Nicht alle Menschen können sich aufgrund ihrer Einschränkungen selbst umfassend einbringen. Für diese Menschen sollten die Menschen mit weitreichenderen Fähigkeiten Sprachrohr und „Interessensanwalt“ sein. Ich bin das gerne und möchte es noch viele Jahre sein. Dabei habe ich immer das Ziel, die Menschen mit größerem Förderbedarf bestmöglich selbst partizipieren zu lassen.

    Welche Beteiligungsmöglichkeiten gibt es in ihrer Kommune in Bezug auf die politische Partizipation von Menschen mit Behinderung?

    Zum einen gibt es die Möglichkeit sich in Selbsthilfegruppen zu engagieren und für die Belange der jeweiligen Zielgruppe einzutreten. Das geht seit vielen Jahren. Gleiches gilt für die Beteiligung über eine Partei oder Wählergruppierung. Den Behindertenbeirat als weitere Beteiligungsmöglichkeit gibt es auf örtlicher Ebene in Lübbecke sei 2018.

    Welche Themen werden dort schwerpunktmäßig bearbeitet?

    Im Behindertenbeirat der Stadt Lübbecke befassen wir uns hauptsächlich mit Themen der Barrierefreiheit. Städtisch berührt vieles das Bauamt. Sei es vollständig barrierefreie Zugänge oder Rampenanlagen oder aber auch die barrierefreie Ausgestaltung des neu bei uns in der Planung befindlichen ZOB´s.

    Ein großes Thema ist bei uns aber auch die leichte oder aber auch zumindest einfache Sprache. Hier versuchen wir die Kommunalpolitik und die Stadtverwaltung zu sensibilisieren, dass die Nutzung dieser bei Sitzungen oder bei der Abfassung bestimmter Unterlagen kein hochtrabender Wunsch ist, sondern für manche Menschen unabdingbar nötig, um uneingeschränkt teilhaben zu können. Da sind noch dicke Bretter zu bohren.

    Gibt es Erlebnisse, die Sie besonders motiviert haben? Und gibt es auch welche, die Sie vielleicht demotiviert/geärgert haben?

    Bisher haben die Kommunalpolitik und Teile der Stadtverwaltung den Mehrwert eines Behindertenbeirats und das Eintreten für selbstverständliche Teilhabe und Selbstbestimmung noch nicht erkannt. Nur durch solche und andere Gremien und Organe der Selbstvertretung ist dem Grundsatz „Nichts über uns ohne uns“ ja auch ganz praktisch entsprochen. Bisher wurden in der gesamten Amtszeit nahezu alle Anliegen und Anregungen auf Ablehnung geprüft. Das zeigt, dass der Beirat nach der Neuwahl nach der Kommunalwahl weiter am Ball bleiben muss. Motivieren tut der Zuspruch der Interessensgruppen, welche wir vertreten. Dieser zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

    Wie zugänglich/barrierefrei ist bei Ihnen die Arbeit in der Kommunalpolitik und speziell in Ihrem Beirat?

    Wenn leichte oder zumindest einfache Sprache selbstverständlicher wäre, dann wäre die Beiratsarbeit für einige der Beiratsmitglieder leichter zu bewerkstelligen und sie könnten sich besser einbringen.

    In den Sitzungen des Beirats haben einige der Mitglieder Assistenzen. Diese Assistenzen müssten ihre Personen engmaschiger begleiten. Sie müssten z.B. schon vor der Sitzung persönlich klären, ob sie etwas in der Beiratssitzung ansprechen möchten. Da es aber keine Finanzierung für so eine umfassende Assistenz gibt, gibt es keine optimale Vor- oder Nachbereitung für diese Mitglieder. Bei Interesse und Einigkeit aller Beteiligten könnte man hier bessere Lösungen schaffen und die zugrundeliegenden Rechtsgrundlagen entsprechend anpassen.

    Wenn Sie jetzt 3 Wünsche frei hätten, was würden Sie sich in Bezug auf ihre Kommune wünschen?

    Ein selbstverständlicheres Interesse an Themen und Entscheidungen rund um das Thema Inklusion und Behinderung in all seinen Facetten der Entscheidungsträger.

    Eine bessere Zusammenarbeit des Behindertenbeirats mit der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik. Insbesondere auf Augenhöhe. Im Moment prüfen die Entscheidungsträger vieles automatisch auf Ablehnung.

    Was könnte helfen, neue Aktive zu gewinnen? Und was würden sie interessierten Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen, die sich gerne in der Kommunalpolitik engagieren möchten, empfehlen?

    Wenn das Gefühl entstehen würde, dass kommunalpolitische Teilhabe und Interessenbekundung seitens der Entscheidungsträger gewünscht und in der heutigen Zeit selbstverständlich wären, dann würde das sicher mehr Menschen motivieren aktiv zu werden.

    Es müsste ein selbstverständliches Interesse an den Themen rund um Behinderung und Teilhabe geben, sodass die Gremien und Aktiven als Bereicherung verstanden würden.

    Menschen mit Behinderungen kann ich nur raten sich trotzdem einzubringen. Jede Meinung und jede Kompetenz sind wichtig und jeder kann etwas Hilfreiches beitragen. Nur so können Teilhabe, Selbstbestimmung und Inklusion auf allen Ebenen selbstverständlich werden.

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  4. So kann die Zusammenarbeit zwischen Behindertenbeiräten und Kommunen gelingen

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    Dieses Interview erscheint im Rahmen der Kampagne „#DeinRatZaehlt!“ und wurde vom Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben Münster geführt.

    Virginia Grossek und Daria Frank arbeiten für die Agentur Barrierefrei NRW, ein vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen finanziertes Projekt, in Trägerschaft der Evangelischen Stiftung Volmarstein. „Wir beraten die öffentliche Hand sowie die Interessenvertretungen der Menschen mit Behinderungen zur Umsetzung der Barrierefreiheit in verschiedenen Bereichen:“, sagt Virginia Grossek, die seit über drei Jahren für das Projekt arbeitet.

    Barrierefreiheit fördern

    Öffentlich zugängliche Gebäude, Mobilität, barrierefreie Dokumente, Leichte Sprache und technische Hilfen sind die Themen, mit denen sich die Mitarbeiter*innen der Agentur Barrierefrei NRW auseinandersetzen. Auch zu assistiven Technologien beraten sie: „Dafür haben wir eine Demonstrationswohnung, in der verschiedenste Assistenzsysteme ausprobiert werden können“, so Grossek.

    Was hat die Agentur Barrierefrei mit der politischen Mitbestimmung von Menschen mit Behinderungen zu tun?

    Eine Aufgabe der Agentur Barrierefrei NRW ist es, Ehrenamtliche und kommunale Mitarbeiter*innen miteinander zu vernetzen. „Wir bieten Schulungen an, um den Austausch zwischen Behindertenbeirat und Kommune zu fördern“, sagt Daria Frank, die Rehabilitationspädagogik studiert hat.

    Bei welchen Themen müssen Menschen mit Behinderungen beteiligt werden?

    Bei einem Umbau oder Neubau von öffentlichen Gebäuden, wie zum Beispiel Rathäusern oder bei der Verteilung von bestimmten Fördergeldern haben die Interessenvertretungen der  Menschen mit Behinderungen ein Recht zur Abgabe einer Stellungnahme. Bei der Planung des öffentlichen Personennahverkehrs müssen sie ebenfalls mit einbezogen werden. Das sind aber nur Beispiele. Grundsätzlich sollten Menschen mit Behinderungen in alle politischen Entscheidungen, die die jeweilige Kommune betreffen, miteinbezogen werden. Dabei ist die Schaffung von mehr Barrierefreiheit nur ein Bereich von vielen.

    Warum ist Ihnen die Mitbestimmung von Menschen mit Behinderungen so wichtig?

    Menschen mit Behinderungen und Interessenvertretungen sind Expert*innen in eigener Sache, weshalb sie in die Entscheidungen der Kommunen mit einbezogen werden sollten. Gesetzlich sind Kommunen verpflichtet, Teilhabe und Mitbestimmung zu ermöglichen und einen Rahmen dafür zu schaffen. In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Akzeptanz bei Betroffenen für Maßnahmen zur Barrierefreiheit höher ist, wenn Menschen mit Behinderungen an den Planungen beteiligt wurden.

    Welche Schulungen bieten sie an?

    Neben anderen Angeboten bieten wir mit der sogenannten Bestandsaufnahme NRW ein Schulungsangebot für Ehrenamtliche und Mitarbeiter*innen aus den Kommunen an. Wir schulen darin, öffentlich zugängliche Gebäude hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit zu prüfen. Dabei werden Fragen wie “Ist das Gebäude für Rollstuhlfahrer*innen zugänglich?” oder “Gibt es eine Induktionsanlage für Menschen mit Höreinschränkungen?” beantwortet.

    Studierende der Uni Siegen bei einer Schulung der Agentur Barrierefrei NRW
    Studierende der Universität Siegen führen eine Messübung bei einer Schulung der Agentur Barrierefrei NRW durch

     

    Gibt es ein positives Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Kommune und Behindertenbeirat?

    Als sehr positiv haben wir die Zusammenarbeit des Hochsauerlandkreises und der Behinderteninteressenvertretung (BIV) empfunden. Menschen mit Behinderungen werden aktiv in die Abstimmunsgprozesse des Kreises einbezogen und auch Mitarbeitende des Kreises sind in der BIV vernetzt und unterstützen beispielsweise bei der Erhebung von gebäuden im Rahmen der Bestandsaufnahme NRW.

    Weitere Informationen über die Agentur Barrierefrei NRW und die Ansprechpartner*innen vor Ort finden Sie hier: https://www.ab-nrw.de/

     

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  5. „Die, die nicht wählen gehen, dürfen sich auch nicht beschweren!“

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    Wie Menschen mit Behinderungen sich in einer Werkstatt auf die Kommunalwahl vorbereiten:

    Dieses Interview erscheint im Rahmen der Kampagne „#DeinRatZaehlt!“ und wurde vom Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben Münster geführt.

    Lange Zeit wurden Menschen, die mit rechtlicher Betreuung leben, von den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen ausgeschlossen. Mit dem im Jahr 2016 beschlossenen Inklusionsstärkungsgesetz wurde diesem Wahlausschluss ein Ende gesetzt. Sie dürfen seitdem auch wählen.

    Alle Menschen haben das Recht, sich vor den Wahlen über die Parteien, Parteiprogramme und über den Ablauf der Wahl zu informieren.

    Doch für Menschen mit Sehbehinderungen, Hörbehinderungen oder für Menschen mit anderen Lernmöglichkeiten gibt es dabei häufig größere Hürden: Wen oder was wähle ich am 13. September überhaupt? Wie soll ich wissen, in welchem Wahllokal ich wählen muss, wenn ich die Wahlbenachrichtigung nicht lesen kann? Wo kann ich Informationen in einfacher Sprache über die Kommunalwahl bekommen?

    Das Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben Münster hat einmal nachgefragt: Wie bereiten sich eigentlich die Beschäftigten in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen auf die anstehende Wahl vor?

    In der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen „Büngern-Technik“ mit Sitz in Borken, arbeiten rund 162 Beschäftigte, die in Handarbeit und in verschiedenen Schritten Holzspielzeuge herstellen. „Jede*r Beschäftigte kann während der Arbeitszeit an zwei bis drei wöchentlich stattfindenden Weiterbildungsangeboten teilnehmen“, sagt Beatrice Benthin, die Organisatorin der Weiterbildungsangebote.

    Im Rahmen des sogenannten Sachkundeunterrichts beschäftigen sich die Teilnehmer*innen zurzeit mit der Kommunalwahl im September. „Diejenigen, die nicht wählen gehen, dürfen sich auch nicht beschweren“, sagt Gerd Ziegler, einer der Teilnehmer.

    Man sieht Gerd Ziegler. Es steht geschrieben: #DeinRatzählt "Die, die nicht wählen gehen, dürfen sich auch nicht beschweren!" Gerd Ziegler   Man sieht Peter Kosmeyer. Es steht geschrieben: #DeinRatzählt "Ich möchte wissen, für was, welche Partei steht! Peter Kosmeyer

    Um mit den Beschäftigten zu besprechen, wie ein Wahlschein aussieht, was der Rat ist und was überhaupt politische Parteien sind, nutzt Beatrice Benthin die Broschüre „Einfach wählen gehen! Ihre Stimme zählt!“ von der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen: „Ich wünsche mir, dass die Teilnehmer*innen ihr Wissen über die Kommunalwahl an ihre Kolleg*innen in den einzelnen Gruppen weitergeben“, sagt sie.

    „Ich fühle mich durch das Angebot gut auf die Kommunalwahl vorbereitet“, sagt Peter Kosmeyer.

    In den nächsten Wochen möchte die Gruppe Politiker*innen einladen, welche die Wahl aus ihrer Sicht erklären sollen. Zusätzlich ist es geplant Fotos von den Wahlplakaten in Borken zu machen: „Gemeinsam werden wir dann besprechen, welche*r Politiker*in welche Ziele hat“, erzählt Beatrice Benthin.

    Man sieht Peter Kosmeyer. Es steht geschrieben: #DeinRatzählt "Ich fühle mich gut vorbereitet auf die Kommunalwahl!" Peter Kosmeyer   Man sieht Sigmund Lenz. Es steht geschrieben: #DeinRatzählt "Ich bestimme selbst, ob ich wählen gehe oder nicht!" Sigmund Lenz

     

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  6. Hart, aber fair – Wolfgang Bennewitz über sich und seine Arbeit im Behindertenbeirat der Stadt Lünen

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    Dieses Interview erscheint im Rahmen der Kampagne „#DeinRatZaehlt!“ und wurde vom Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben Arnsberg geführt.

     

    Hart, aber fair – Das ist nicht nur der Titel einer bekannten streitbaren ARD-Talkrunde, sondern auch das Lebensmotto von Wolfgang Bennewitz. Er ist Vorsitzender des Beirats für Menschen mit Behinderungen der Stadt Lünen und hat so manche privaten und beruflichen Höhen und Tiefen erlebt.

    Im Gespräch erzählt er uns, warum er sich mit Leib und Seele für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in seiner Heimatstadt einsetzt: „Ich möchte nicht mehr über Barrierefreiheit diskutieren müssen. Es muss eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Anliegen von Menschen mit Behinderungen in kommunale Prozesse einbezogen werden.“ In Lünen sei man auf einem guten Weg, vieles sei erreicht worden.  Der Behindertenbeirat habe mittlerweile ein „gutes Ohr“ in der Verwaltung. „Wir werden gehört“, sagt Bennewitz. „Unser Wissen, unsere Kompetenz und Erfahrung als Expert*innen in eigener Sache wird anerkannt und geschätzt.“ Das war aber wohl nicht immer so. Wolfgang Bennewitz: „Es gibt die UN-BRK (die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen), aber mit einem Muss kommt man in einer Verwaltung mitunter nicht weit.“ Man hat viel Überzeugungsarbeit geleistet.

    Foto Wolfgang Benewitz

    Rückblende: „Der Herzinfarkt hat mein Leben gänzlich verändert!“

    Ein 16-Stunden-Arbeitstag war für Wolfgang Bennewitz völlig normal. Arbeit stand im Mittelpunkt seines Lebens, auch an Wochenenden und im Urlaub. Er war Manager bei T Systems, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom, steuerte große IT-Projekte für namhafte, große Firmen. Er war viel unterwegs in Deutschland, lebte aus dem Koffer und in Hotelzimmern. „Ich war ein Workaholic“, blickt er heute zurück.

    Dann kam der Januar 2011. Wolfgang Bennewitz war mit seiner Frau im Urlaub („Den musste ich nehmen!“), als ihn ein Herzinfarkt traf. „Das hat mein Leben gänzlich verändert“, sagt er. „Von über 100 auf unter 0. Nichts ging mehr.“ Nach Klinik und Reha hat er den Wiedereinstieg in seinen alten Beruf probiert – und ist gescheitert. Ende 2011 quittierte er seinen Job und ging in den Ruhestand. „Ich habe lange gebraucht, um aus dem tiefen Loch wieder herauszukommen“, sagt er. Geholfen dabei hat ihm das regelmäßige Training in einer Rehasport-Gemeinschaft. Körperlich, aber auch mental. Der alte Vorsitzende des Vereins wollte aufhören und Wolfgang Bennewitz stellte sich für das Amt zur Verfügung.

    „Auf der kommunalen Ebene kann man direkt einwirken.“

    So kam Wolfgang Bennewitz auch in den Behindertenbeirat. Denn in Lünen werden dessen Mitglieder von Vereinen/Selbsthilfegruppen aus dem Stadtgebiet ebenso wie aus der kommunalen Verwaltung und den im Stadtparlament vertretenen Parteien delegiert. „Ich engagiere mich dort, wo es nötig ist“, sagt er. Als seine Kinder klein waren, war er Schulpflegschaftssprecher. Im Behindertenbeirat übernahm er nach dem Tod des ehemaligen Vorsitzenden kurzfristig dessen Funktion und wurde im Mai 2017 in diesem Amt bestätigt.

    Sein Wunsch:  Es sollten sich viel mehr Menschen überhaupt und insbesondere Menschen mit Behinderungen für Ihre Belange engagieren. „Auf der kommunalen Ebene kann man direkt einwirken. Erfolge werden hautnah spürbar“, sagt er. Ein Beispiel: „Wir haben mit der Stadt einen Standard entwickelt, wie barrierefreie Spielplätze ausgestattet sein sollten. Dieser Standard liegt heute allen städtischen Ausschreibungen für die Neuanlage von Spielplätzen zugrunde.“ Darauf seien er und seine Mitstreiter*innen im Behindertenbeirat besonders stolz. Ein anderes Beispiel: Seit 2014 gibt es in Lünen das verbriefte Recht auf Inklusionsverträglichkeit, die die Verwaltung in jeder Ratsvorlage erläutern muss.

    Aus solchen Erfolgen zieht Wolfgang Bennewitz seine Motivation fürs Weitermachen, auch wenn es einmal nicht so gut läuft. Manchmal müsse man auch nickelig sein und nerven, stets aber nachhaken, dranbleiben. Denn: „Wir sind nicht der verlängerte Arm der Verwaltung“, unterstreicht Wolfgang Bennewitz. „Wir vertreten die Interessen von Menschen!“

     

    Weitere Informationen zum Behindertenbeirat Lünen gibt es hier

     

    Mehr Informationen zur Kampagne gibt es hier: www.deinratzaehlt.de

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  7. Netzwerk-Sprecherin Gertrud Servos: „Geht alle in die Politik!“

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    Der Artikel erscheint im Rahmen der Kampagne „#DeinRatZaehlt!“ und wurde vom NetzwerkBüro Frauen und Mädchen mit Behinderung / chronischer Erkrankung verfasst.

    Netzwerk-Sprecherin Gertrud Servos war schon als Mädchen politisch interessiert und ist seit über 50 Jahren politisch aktiv. So hat sie vor 25 Jahren zusammen mit anderen behinderten Frauen das heutige „Netzwerk für Mädchen und Frauen mit Behinderung und chronischer Erkrankung NRW“ gegründet. Sie ist zugleich immer auch kommunalpolitisch in der SPD aktiv. Gerade kandidiert sie für den Kreistag Rheinkreis-Neuss – das Wahlprogramm gibt es selbstverständlich auch in Leichter Sprache.

    Foto Getrud Servos

    „Ohne Geld geht halt nichts“ 

    „Ich habe immer versucht, in Ausschüssen zu sein, die wesentlich sind.“, sagt Gertrud Servos. Neben dem Ausschuss für Gesundheit und Soziales arbeitete sie deswegen lange Zeit mit in zwei zentralen Ausschüssen: dem Personalausschuss und dem Ausschuss für Finanzen. „Ohne Geld geht es halt nicht.“, so fasst sie ihre Erfahrungen als Behindertenaktivistin zusammen.

    Kommunalpolitik als Waffe gegen Diskriminierung

    In der Kommunalpolitik dreht es für Gertrud Servos immer wieder darum, sich gegen Diskriminierungen zu wehren. Sie baut Barrieren ab, damit andere Menschen mit Behinderungen leichter vorankommen und sich um andere Themen kümmern können. Der Kampf um Selbstverständlichkeiten kann dabei schon mal Jahrzehnte dauern: “Es hat 35 Jahre gedauert, bis eine barrierefreie Toilette auf der gleichen Ebene wie der Sitzungssaal gebaut wurde”, sagt Servos. Das Ende einer Odyssee durch mehrere Gebäude – für etwas, das Menschen ohne Behinderungen innerhalb von wenigen Minuten erledigen können.

    Bauliche Barrieren sind aber nicht ihre einzige Kampf-Arena. Andere Menschen hatten ihr gesagt, sie könnte nicht in die Politik, weil sie mit dem Rollstuhl keine Plakate kleben kann. Getruds Lösung: “Muss ich ja nicht selbst machen, ich kann mir ja gegen Bezahlung Hilfe holen.” Durch ihre Arbeit im Personalausschuss konnte sie dazu beitragen, dass andere Menschen mit Behinderungen nicht ausgeschlossen werden. Heute erfüllen alle Ämter in ihrer Stadt die 5% Quote, wenn es um die Neueinstellung von Menschen mit Behinderungen geht.

    Zu wenige Frauen in den Gremien

    Wenn es um die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen geht, geht die Aktivistin und Politikerin zwar leise, aber beharrlich vor, mit einer „charmanten Hartnäckigkeit“, sagte die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft über Getrud Servos.

    Ein Punkt sieht die Netzwerk-Sprecherin aber weiterhin besonders kritisch: Es gibt immer noch zu wenig Frauen in den Gremien der Kommunalpolitik. Die Politik spiegelt die Gesellschaft, in der wir leben, nicht wider.  „Mir ist wichtig, deutlich zu machen, dass unsere politischen Systeme offen für alle sind. Unabhängig von körperlichen Beeinträchtigungen, unabhängig von der Hautfarbe oder der geschlechtlichen Orientierung“, sagt Gertrud Servos und fügt voller Energie hinzu: “Es geht darum, dass wir zeigen: Wir gehören dazu!”

     

    Mehr Informationen zur Kampagne gibt es hier: www.deinratzaehlt.de

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  8. “Wir tragen unsere Erfahrung in die Politik” – Susanne Schloms über ihre Arbeit im Behindertenbeirat des Kreises Warendorf

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    Dieses Interview erscheint im Rahmen der Kampagne „#DeinRatZaehlt!“ und wurde vom Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben Münster geführt.

    „Mich motiviert es, etwas zu bewegen und Dinge weiterzuentwickeln“, sagt Susanne Schloms, die seit zwei Jahren Vorsitzende des Beirates für Menschen mit Behinderungen des Kreises Warendorf ist. Die 53-Jährige hat selbst keine Behinderung, arbeitet jedoch seit 30 Jahren als Sozialarbeiterin in der Behindertenhilfe und ist seit 16 Jahren Mitglied des Beirates.

    Auf dem Foto ist Susanne Schloms zu sehen

    Inklusion und Gleichstellung vorantreiben

    „Unsere Arbeit ist so wichtig, weil wir unsere Erfahrungen in die Politik tragen und dadurch die Inklusion und Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen im Kreis Warendorf vorantreiben“, sagt Schloms.

    Zurzeit besteht der Behindertenbeirat im Kreis Warendorf aus rund 40 ehrenamtlichen Mitgliedern. Mit dabei sind unter anderem Vertreter*innen von Fördervereinen, Gewerkschaften, Arbeitsämtern, Elternbeiräten, Selbsthilfeverbänden und viele mehr. „Unser Auftrag ist es, die Lebensqualität der Menschen mit Behinderungen im Kreis Warendorf zu verbessern“, erzählt uns die Beiratsvorsitzende.

    Ein umfangreicher Inklusionsplan schafft Orientierung

    Der im Jahr 1994 gegründete Beirat hat sich in den letzten Jahren stark an der Entwicklung eines Inklusionsplans für den Kreis Warendorf beteiligt. „Hierbei sind wir die Experten und haben zu den Themen Wohnen, Schule und Verkehr viele wichtige Anregungen eingebracht“, so Schloms. Themen, wie das Bundesteilhabegesetz, das inklusive Wahlrecht oder der Wohnraum für Menschen mit Behinderungen beschäftigen die Mitglieder des Beirates regelmäßig.

    Inklusion ist ein Menschenrecht

    Inklusion ein Menschenrecht – „Mein Wunsch ist es, dass jeder Mensch bedingungslos Zugang zu allen Möglichkeiten in seiner Stadt hat, dafür engagieren wir uns im Beirat Warendorf tagtäglich!“, sagt Susanne Schloms.

    Interesse an einer Mitarbeit?

    Sie haben Anregungen für den Kreis Warendorf oder möchten sich dort auch im Beirat engagieren? Dann melden Sie sich bei Herrn Schabhüser unter 02581 53-5012 oder per E-Mail an beirat-fuer-menschen-mit-behinderungen@kreis-warendorf.de . Die Mitglieder des Beirates freuen Sich über Ihr Interesse!

     

    Mehr Informationen zur Kampagne gibt es hier: www.deinratzaehlt.de

    Text: Dein Rat zählt auf Instagram. Abgebildet ist zudem das Instagram Logo mit einem Kamera-Icon.

  9. Der Behindertenbeirat Rheine stellt sich vor (Video)

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    Der Behindertenbeirat Rheine stellt sich und seine Arbeit in diesem Video vor: Wir wünschen viel Spaß beim Anschauen des Videos! Hier erfahren Sie noch mehr über den Behindertenbeirat Rheine.

    Haben Sie den Artikel über Claus Meier aus dem Behindertenbeirat Rheine schon gelesen? Hier geht’s zum Artikel!

    Sie möchten Ihren Beirat auch vorstellen? In Form eines Videos oder eines Interviews? Dann melden Sie sich bei uns per Email: info@deinratzaehlt.de, Telefon: 02 51 – 85 70 39 76 oder Whatsapp: 0152 – 34702007. Wir freuen uns auf Sie!

    Folgen Sie der Kampagne “DeinRatzählt” auch auf Instagram (dein_rat_zaehlt)! Dort freuen wir uns jederzeit über Ihre Kommentare und Nachrichten!

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