Die Gründungsphase und Zeitstrahl bis heute

Die 70er Jahre gelten allgemein als Jahre des gesellschaftlichen Aufbruchs und der Neuorientierung. Weite gesellschaftliche Bereiche versuchten, alte und verkrustete Überbleibsel der Vergangenheit abzuschütteln.

Mit dieser Entwicklung einher, gingen bürgerrechtliche Bewegungen und Initiativen, die insbesondere durch die Forderung nach mehr „Selbstbestimmung“ und „Eigenverantwortung“ gekennzeichnet waren. Die Behindertenbewegung strebte nach einer Loslösung aus der Fürsorge des Staates und der Wohlfahrtspflege. Sie wollte eigene Strukturen bilden und eigenverantwortlich handeln. Staatlicherseits wurde eine direkte Förderung von Selbsthilfeverbänden, unabhängig vom Nachweis einer Mitgliedschaft in einem Wohlfahrtsverband, ermöglicht. Am 20. September 1971 kamen Vertreter*innen von sechs Selbsthilfeverbänden zusammen, um in Eigenregie einen Dachverband zu gründen, mit dem Namen „Landesarbeitsgemeinschaft NW Hilfe für Behinderte“.

1971Gründung des Dachverbandes „Landesarbeitsgemeinschaft NW Hilfe für Behinderte e.V.“
197621 Mitgliedsverbände mit insgesamt 61.000 Einzelmitgliedern wurden gezählt, Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht Düsseldorf.
1984Beitritt in die BAG Hilfe für Behinderte (bestehend seit 1967; 2005 umbenannt in BAG SELBSTHILFE).
1989Installierung des Projektes „Beratungs- und Informationsnetz Selbsthilfe“.
1990Start der LAG-Schulungsangebote zu Rehabilitation und Recht sowie zur sozialen Kompetenz als Training ehrenamtlich Engagierter.
1991LAG NW Hilfe für Behinderte wird zentrale Ansprechpartnerin für die Deutsche Bahn zur barrierefreien Gestaltung von Bahnhöfen.
1992Tagung zum gemeinsamen Unterricht mit Jakob Muth (einem der damals profiliertesten und leidenschaftlichsten Fürsprecher der Integration), bei welcher eine zentrale Forderung das Umdenken in der Bildungspolitik war.
1993Eine Welle von Gewalt gegen Menschen mit Behinderung schwappte über die gesamte Republik → LAG NW Hilfe für Behinderte erarbeitete eine Dokumentation, die Anlass für eine Anhörung im Landtag wurde.
1994Namensänderung der „LAG NW Hilfe für Behinderte e.V.“ in „LAG SELBSTHILFE Behinderter e.V.“. Behindertenbewegung in der Bundesrepublik erreichte eine Grundgesetzergänzung (“Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden”, GG Art. 3 Abs. 3 Satz 2). Erster Landesbehindertentag NRW, von der LAG SELBSTHILFE Behinderter unter Beteiligung von SoVD und VdK organisiert.
1995Gründung des Netzwerks „Frauen und Mädchen mit Behinderung/ chronischer Erkrankung NRW“. Gründung des Landesbehindertenrates NRW.
1996Installierung des NetzwerkBüros als Projekt der LAG SELBSTHILFE Behinderter. Die besondere Problematik von Frauen und Mädchen mit Behinderung, das Phänomen der doppelten Diskriminierung, wurde seitdem mit großer Resonanz einer erweiterten Öffentlichkeit bekannt gemacht sowie Wege für Verbesserungen entwickelt und an Multiplikator*innen und gesellschaftliche Akteur*innen vermittelt. Durchführung von 13 Projekten zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung von Frauen und Mädchen mit Behinderung, gefördert vom MFJFG.
1997Urteil des Bundesverfassungsgerichts, indem grundsätzlich das Recht behinderter Kinder am Regelunterricht teilzunehmen, bestätigt wurde.
2002Gleichstellungsgesetzgebung auf der Bundes- und Landesebene.
2005Namensänderung der „LAG SELBSTHILFE Behinderter e.V.“ in „LAG SELBSTHILFE NRW e.V.“. Intensive Beteiligung am Start der Agentur Barrierefrei NRW und Zusammenarbeit bis heute.
2006Mitwirkung in der Arbeitsgruppe bei der Deutschen Bahn zur Begleitung des Programmes zur Barrierefreiheit.
2008Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) durch den deutschen Bundestag. → Steigerung der Beteiligung der LAG SELBSTHILFE NRW an Aktionen, Gremien und Stellungnahmen und Erhalt weiterer Verantwortung im Prozess der Gestaltung einer inklusiven Gesellschaft.
2010Tagung „Inklusive Schule in NRW‘ mit Prof. Werning.
201140-jähriges Bestehen der LAG SELBSTHILFE NRW, Jubiläumsveranstaltung mit 300 Teilnehmer*innen in der Zeche Zollern in Dortmund.
2012Aufbau eines unabhängigen Beratungsangebotes zum „Persönlichen Budget“ für Münster. Mitwirkung am Leitfaden 2012 „Barrierefreiheit Straßenraum“ von Straßen NRW.
2013Installierung des Projektes „Politische Partizipation von Menschen mit Behinderung in den Kommunen stärken!“.
2016Installierung des „Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben“ für den Regierungsbezirk Münster, gefördert durch den ESF-Sozialfonds. Abschlussveranstaltung zur dreijährigen Forschung zum Thema “Politische Partizipation von Menschen mit Behinderung stärken!” sowie der Veröffentlichung konkreter Handlungsempfehlungen und Start des Folgeprojektes „Mehr Partizipation wagen!“.
2017Mitwirkung am Projekt „KompetenzNetzwerk Angehörigenunterstützung und Pflegeberatung in NRW“.
2019Start des dreijährigen Projekts „Politische Partizipation Passgenau!“.
202150-jähriges Bestehen der LAG SELBSTHILFE NRW, Jubiläumsveranstaltung in der Halle Münsterland.
2022Einrichtung von LAG-Arbeitskreisen als neues Beteiligungsformat für die Mitgliedsverbände. Vielfältiges Schulungs- und Veranstaltungsangebot zur Qualizifizierung der Selbsthilfe. Start des dreijährigen Projekts „In Zukunft inklusiv!“.
2023Start des zweijährigen Projekts „Selbsthilfe trifft junge Leute“. Übernahme der Trägerschaft für die „Koordinierungsstelle der Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben NRW“.